SÄKULARISATION IN MITTELEUROPA

Forschungsergebnisse von Hans Christian Mempel

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Kloster Kladruby - © PantherMedia / vladvitek

Was versteht man unter Säkularisation?

Als Säkularisation bezeichnet man die ohne kirchliches Einverständnis vorgenommene Einziehung geistlichen Eigentumszumeist handelt es sich um Vermögen, Landbesitz oder Territorien – durch weltliche Gewalt, d.h. in der Regel durch den Staat. Im engeren Sinne versteht man darunter die Säkularisation während des napoleonischen Zeitalters (d.h. von 1799 bis 1821), bei der zwei Formen zu unterscheiden sind:

  • einerseits die Aufhebung kirchlicher Institutionen, Abteien und Klöster und die Verstaatlichung ihres Besitzes (Einziehung von  Kirchengütern),
  • andererseits die Einverleibung (Annektierung) der geistlichen Fürstentümer und Herrschaften des Heiligen Römischen Reiches durch größere Territorialstaaten.

In einem weiteren Sinn versteht man unter Säkularisation allgemein die Abwendung von der Religion und von religiösen Werten als gesellschaftliche Entwicklung; dafür ist jedoch die Bezeichnung Säkularisierung üblich.

Säkularisation des Großgrundbesitzes in Deutschland, Österreich und anderen Territorien des einstigen Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation (HRR)

Wo und wann fanden u.a. Säkularisationen statt?

Säkularisationen fanden zu allen Zeiten statt, z. B. im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation (HRR) u.a. im 16. Jahrhundert während der Reformationszeit, oder 1782 durch die Maßnahmen Kaiser Josephs II. zur Verringerung der Klöster in seinen österreichischen Erblanden.

Besonders einschneidend war jedoch die Säkularisation, die 1803 in den Territorien des inzwischen maroden HRR erfolgte.

Durch sie wurden die Hoheitsrechte und das Vermögen zahlreicher geistlicher Institutionen verstaatlicht. Es handelte sich dabei um 4 Erzbistümer (inklusive der Domkapitel / DK), 20 Bistümer (und deren DK) sowie um nahezu 50 Fürst- und Reichsabteien. Außerdem wurden in den deutschen Staaten bis 1812 ca. 410 landsässige Abteien, Stifte und Klöster aufgelöst und ihre gesamten Besitztümer vom jeweiligen Landesherrn eingezogen. In den damals von Frankreich besetzten linksrheinischen Gebieten waren es allein in fünf Arrondissements am Mittel- und Niederrhein 260 Klöster und Stifte. Unzweifelhaft haben wir es hier mit der bis dahin größten gewaltsamen Herrschafts- und Vermögensumschichtung deutscher Geschichte zu tun.

Daten zum Verbleib des säkularisierten Großgrundbesitzes

Auf der Seite TSCHECHIEN finden Sie Güter-Aufstellungen mit den Dateien für

  • das Königreich Böhmen,
  • die Markgrafschaft Mähren und
  • das Herzogtum [Österreichisch-] Schlesien

Nachruf auf Dr. Hans Christian Mempel

Herr Dr. Hans Christian Mempel ist leider im Juni 2025 im Alter von 81 Jahren verstorben. Krankheitsbedingt konnte er in den vergangenen eineinhalb Jahren kaum noch an seinen geplanten Forschungen weiterarbeiten.

Die auf dieser Webseite veröffentlichten Forschungsergebnisse stellen damit einen großen Teil seines Lebenswerks als Historiker dar. Die Erforschung des Verbleibs der säkularisierten Besitztümer war sein großes Thema, das er mit Leidenschaft, Ausdauer, Akribie und einem umfassenden Wissen verfolgt hat. Zu einer inhaltlichen Zusammenfassung und Auswertung des bisher erarbeiteten Materials ist er leider nicht mehr gekommen.

Gerhard Kleist